Familienmediation

Auf dieser Seite möchten wir Ihnen ein außergerichtliches Verfahren näher vorstellen:  die Familienmediation. Egal, ob Paare in Trennung leben, eine Scheidung verhandeln oder aus anderen Gründen um das Sorgerecht für ihr Kind oder einen guten Umgang streiten – sie bietet Unterstützung im Rahmen eines vertraulichen und strukturierten Verfahrens. Dabei werden Sie und der andere Elternteil durch eine dafür spezifisch ausgebildete Person (oder Personen) begleitet, freiwillig und eigenverantwortlich eine einvernehmliche Lösung für die Beilegung ihres Konflikts zu finden.

Zentrale Aspekte eines Mediationsverfahrens

Was kennzeichnet ein Mediationsverfahren aus?

  • Ihre Teilnahme ist freiwillig. Sie und der andere Elternteil entscheiden, ob Sie an einer Mediation teilnehmen. Ihre freiwillige Teilnahme und Bereitschaft, als Eltern aktiv im Mediationsverfahren mitzuwirken ist Bedingung und Voraussetzung für eine Mediation.
  • Ein Mediationsverfahren ist ergebnisoffen: Sie und der andere Elternteil sind selbst verantwortlich für die Zielformulierung und die Inhalte. So kann ein mögliches Ziel sein, dass Sie abschließend eine Vereinbarung treffen, die Sie gemeinsam erarbeitet haben. Im Gegensatz zu Richterinnen und Richtern haben Mediatorinnen und Mediatoren eine Haltung, die widerspiegelt: sie haben an einer möglichen Vereinbarung kein eigenes Interesse.
  • Auch entscheiden Sie als Familie über die Dauer der Familienmediation beziehungsweise die Anzahl der Sitzungen.

Ein Hinweis zur Vertraulichkeit

Da Sie über die Inhalte der Mediation entscheiden, können beide Parteien, Sie und der andere Elternteil, gemeinsam entscheiden, wie Sie mit dem Thema der Vertraulichkeit umgehen möchten. 

Dabei sind Mediatorinnen und Mediatoren gesetzlich zur Verschwiegenheit verpflichtet. Die Verschwiegenheitspflicht bezieht sich sowohl auf die Inhalte als auch auf die Durchführung der Mediation an sich sowie alle in das Verfahren eingebundenen Personen. 

Bei der Entscheidungsfindung, wie Sie mit dem Thema umgehen, kann Sie Ihre Mediatorin / Ihr Mediator unterstützen.

Zum Ablauf der Familienmediation

Wie die Rollen verteilt sind

Eine Mediatorin / ein Mediator gibt Ihnen für Ihren Konflikt einen strukturierten Rahmen und führt Sie durch das Verfahren – meist entlang vorab definierter Phasen der Mediation. Sie oder er trifft keine Entscheidungen für Sie, sondern leitet den Verständigungsprozess. Dafür übernimmt die Mediatorin / der Mediator die Verantwortung für die Spielregeln, die Struktur und den Ablauf des Verfahrens. Als Konfliktparteien sind Sie hiervon entlastet. 

Menschen, die sich in der Mediation haben ausbilden lassen, bringen unterschiedliche Qualifikationen mit und haben verschiedene Herkunftsberufe; zum Beispiel im juristischen Bereich, in der Psychologie, Pädagogik oder aus anderen Disziplinen.

In grenzüberschreitenden Familienkonflikten ist es in der Regel hilfreich, wenn die Mediatorin / der Mediator diesbezüglich erfahren ist und über Expertise in rechtlicher, sprachlicher und interkultureller Hinsicht verfügt.

Sichtweisen anhören, Bedürfnisse erkennen

Zentral wird im Mediationsverfahren sein, dass Sie und der andere Elternteil einen Raum haben, um ihre jeweilige Sichtweise, zum Beispiel auf die Beziehungen der beteiligten Personen und das Familienleben, darzustellen. Unterstützt durch die Mediatorin oder den Mediator wird im Laufe des Verfahrens versucht, die Hintergründe und Beweggründe für Ihre Perspektiven und individuelle Haltung auszuleuchten. Auch sollen Ihre jeweiligen Bedürfnisse und Interessen erkundet und herausgearbeitet werden. Dies ist die Grundlage dafür, Lösungsoptionen auszuloten, die dann in eine gemeinsame Vereinbarung münden können.

Mediation ist allparteilich. Das bedeutet: die Mediatorin oder der Mediator ist Ihnen und dem anderen Elternteil gleichermaßen verpflichtet.

Kinder und Jugendliche in der Mediation

Welche Rolle die betroffenen Kinder und Jugendliche in der Bearbeitung internationaler Kindschaftskonflikte einnehmen, ist eine zentrale Frage. Sie kann je nach Fallkonstellation unterschiedlich ausgestaltet werden. Dabei spielt das Alter und die Reife, die Bedürfnisse beider Eltern sowie auch der Erfahrungshintergrund der Person, welche die Familienmediation anbietet, eine Rolle.  

Vorstellbar sind in einem Mediationsprozess vielfältige Vorgehensweisen: Es kann zum Beispiel ein leerer Stuhl für die Interessen der Kinder und Jugendlichen im Raum stehen. Kinder und Jugendliche können unmittelbar an (einzelnen) Mediationssitzungen teilnehmen oder ein Einzelgespräch mit der Mediatorin / dem Mediator führen.

Besondere Informationsangebote und Netzwerke

Die Webseite des Generalsekretariats des International Social Service (ISS) zur internationalen Familienmediation gibt sowohl Privatpersonen wie auch Fachkräften einen umfangreichen Überblick über die jeweiligen Strukturen, Ansprechpersonen und Anlaufstellen im Bereich der Internationalen Familienmediation in vielen Ländern.

Das Internationale Mediationszentrum für Familienkonflikte und Kindesentführung MiKK e.V. bietet für Sie kostenfreie mehrsprachige Beratung zum Thema Mediation für Familien in grenzüberschreitenden Konflikten und kann an hierfür spezialisierte Mediationsangebote vermitteln.

Auf den Seiten der Bundes-Arbeitsgemeinschaft für Familien-Mediation e.V. (BAFM) können Sie über eine Suchfunktion die Kontaktdaten zahlreicher Familienmediatorinnen und -mediatoren in Ihrer Nähe finden.

Beim Netzwerk Cross-border Family Mediators, zu Missing Children Europe gehörend, gibt es einen Überblick zu Mediatonsangeboten weltweit.

Was kostet eine Familienmediation?

Die Kosten einer Mediation müssen Sie regelmäßig selbst tragen. Sie schließen hierfür eine Honorarvereinbarung mit der Mediatorin / dem Mediator ab.

Mediationskostenhilfe, die vergleichbar mit Verfahrenskostenhilfe vor Gericht ist, gibt es nicht.

In laufenden Verfahren nach dem Haager Kindesentführungsübereinkommen besteht hingegen die Möglichkeit, dass das Bundesamt für Justiz als Zentrale Behörde im Sinne des Übereinkommens die Mediationskosten übernimmt, wenn mindestens einer Partei Verfahrenskostenhilfe bewilligt worden ist.

Auch gibt es lokale Initiativen und Vereine, die niedrigschwellig, teilweise projektfinanziert oder auf Spendenbasis professionelle Mediationen anbieten.

Ein Beispiel für kostengünstige Stadtteil- und Nachbarschaftsmediation in Berlin-Wedding ist die Konfliktagentur im Sprengelkiez e. V. Auch ZoffOff in Berlin-Kreuzberg adressiert als gemeinnütziger Verein insbesondere Personen, die sich eine kostenpflichtige Konfliktberatung nicht leisten könnten. Finden Sie über unser Adressverzeichnis und die oben genannten Netzwerke ähnliche Angebote auch in Ihrer Nähe.

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